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Mal ganz ehrlich, können Sie sich mit dem irgendwie “kribbeligen” Gedanken anfreunden, dass Sie und ich, ebenso wie der Rest von uns, mehr Mikrobe als Mensch sind?
Mit weltweit zunehmender Erforschung bestätigt sich nämlich immer mehr, dass nur eine kleine Menge von der Materie die uns als Individuen, als Menschen, als Personen ausmacht im direkten Vergleich tatsächlich “rein” menschlich ist.
Und das worum es hier geht, hat nichts mit fehlender Hygiene oder Sauberkeit im allgemeinen zu tun. Eher umgekehrt. Aus dem Menschen als Infektionskampfplatz wird mit verändertem Blickwinkel ein wandelndes, vor unterschiedlichstem Leben strotzendes Ökosystem.
Und so wie bspw. das Fehlen von Wolf und Luchs die Wildschweinpopulation nicht natürlich begrenzt, gerät auch das innere Biotop bei entsprechendem Fehlbesatz aus dem Gleichgewicht.
Gesundheit ist nicht zuletzt auch das Produkt aus allen Ökosystem-Dienstleistungen, die von Billionen interagierender Einzeller im Darmmikrobiom erbracht werden
WIKIPEDIA sagt dazu (hier in Abs.3): Die Darmflora von erwachsenen Menschen zeichnet sich durch eine Vielzahl von verschiedenen Bakteriengattungen aus. Bei einem gesunden Erwachsenen mittleren Alters besteht dieses Ökosystem aus hauptsächlich anaeroben Bakterien mit einer Gesamtzahl von 10 bis 100 Billionen. Molekulare Analysen der 16S-ribosomalen DNA haben bisherige kulturabhängige Schätzungen von 200 bis 300 Arten auf bis zu 1800 Gattungen mit bis zu 36.000 Arten ansteigen lassen; die zum Darmkanal gehörende Besiedlung eines Menschen enthält mindestens 500 bis 1000 unterschiedliche Arten…
Wir – Sie und ich …und überhaupt – sind nach dieser Rechnung also immer noch mehr “Mikrobe” als wir “wir selbst” sind!
Wenn Sie sich also das nächste Mal so richtig klein, unscheinbar, einsam und verlassen vorkommen, denken Sie doch einfach mal für eine Weile an all ihre kleinen freundlichen Gäste…
Mikroben sind hinsichtlich ihrer bloßen Gesamtmenge oder auch nur reduziert auf ihre Arten und Stämme also unglaublich vielfältig. Doch im Grunde ist das evolutionär betrachtet nichts wirklich ungewöhnliches oder gar unerwartetes. Denn vergleicht man die Entwicklung dieser Lebewesen beispielsweise mit der von vielzelligen Säugetieren, liegen Millionen von Jahren an Design- und Entwicklungsvorsprung dazwischen. Viel Zeit also, vom ersten einfachen Einzeller hin zum Topmodel oder Potwal.
Wenn wir uns nun mal nur auf unsere eigene Art konzentrieren, haben wir mehrere gut definierbare Bereiche in denen wir spezialisiertes mikrobielles Leben finden, als da wären:
Haut, Mund, Nase, Rachen, Genitalien und nicht zuletzt natürlich den Darm. Dabei ist der Besatz in Mund und Darm am größten, in der Vagina am geringsten.
Konzentrieren wir uns nur auf die Bakterien, besteht der bakterielle Besatz des menschlichen Darms zu etwa 99% aus vier Stämmen:
Bacteroidetes, Firmicutes, Proteobacteria und Actinobacteria.
Innerhalb der Bacteroidetes unterteilt man noch nach den dominierenden Gattungen Bacteroides und Prevotella und bei den Firmicutes dominiert die Gattung Ruminococcus.
Die offizielle Unterteilung, welche ähnlich wie die bekannten Blutgruppen anzusehen ist, wird Enterotyp (a.d. gr. Enteron = Darm) genannt und unterscheidet zwischen den Leitgattungen Bacteroides, Ruminococcus und Prevotella.
Außerdem unterscheidet man noch grob nach aeroben und anaeroben Arten, also solchen die zum gedeihen Sauerstoff brauchen und solchen die ohne ihn auskommen. Die anaeoben Arten machen dabei im Erwachsenen den Löwenanteil aus.
Dann lässt sich der Besatz auch noch recht grob nach “unfreundlichen” Fäulnis-/Kolibakterien und “freundlichen” Bifido- und Laktobakterien unterscheiden.
Fäulnis ist auch im Darm ein natürlicher Gärungs-/Um-/Abbauprozess, bei dem die typischen übelriechenden Gase und andere, teils giftige Abbauprodukte entstehen.
Lakto- und Bifidobakterien halten hier als Produzenten u.a. von Milchsäure das für uns gesunde Gleichgewicht aufrecht. Um eine ungefähre Vorstellung von einem gesunden (Dickdarm-)Mikrobiom zu bekommen kann man sich merken, dass das Verhältnis “freundliche” zu “unfreundliche” Bakterien etwa 85:15 betragen sollte.
Eines Beitrags der Pharmazeutischen Zeitung, Ausgabe 43/2014 zufolge, gelangt ein Teil des mütterlichen Mikrobioms schon ins kindliche System, wenn dieses noch im Mutterleib weilt. (Siehe dort unter der Überschrift “Übertragung schon in der Schwangerschaft”)
Im besten Fall startet ein Mensch dann mit der natürlichen Geburt. Im Verlauf der normalen Geburt erhält das Neugeborene dann auf natürliche Weise seine erweiterte „bakterielle Grundausstattung“ aus dem Vaginalmilieu der Mutter und kurz darauf einen weiteren Anteil über die Haut der Mutter und natürlich aus der Muttermilch.
Danach entwickelt sich diese „Sammlung“ je nach Möglichkeit und Lebensumfeld mehr oder weniger schnell individuell weiter. Verständlicherweise verlangsamt sich die Anzahl an „Neuaufnahmen“ mit zunehmendem Alter. Leider sinkt die Anzahl an Bestandteilen ebenfalls mit zunehmendem Alter schon durch die normale moderne Lebensweise, doch dazu gibts im nächsten Abschnitt mehr.
Das Mikrobiom ist dank seiner Verschiedenheit in Art und Zusammensetzung ebenso empfindlich wie es flexibel ist. Im Grunde könnten wir, optimale Geburtsbedingungen und anschließend lebenslang beste Ernährung und Lebensweise mal vorausgesetzt, steinalt werden. Und das bei bester Gesundheit.
Wäre da nicht dieses „ganz normale Leben„mit Kaiserschnittgeburt, parallelen Mehrfach-Impfungen, Stress, falscher und/oder mangelhafter Ernährung, sensorischer Überlastung, drastisch abnehmender körperlicher Aktivität, gesteigerter Erkrankungsneigung mit allseits präsenter Antibiotikatherapie und möglichst sauber sterilen Lebensbedingungen – kurz, all dem was wir heute unter der modernen Wirtschafts- und Wohlstandsgesellschaft verstehen.
Es scheint paradox, doch gerade die heutige, teils regelrecht keimfreie Lebensweise, die unser Leben nachweislich zuerst deutlich verbesserte und verlängerte, scheint inzwischen für den wahrgenommenen Rückgang an Gesundheit und individueller Lebensqualität verantwortlich zu sein.
Auf der einen Seite ein Zuviel an Sauberkeit und allgegenwärtigen Antibiotika.
Auf der anderen ein Übermaß an Lebensaspekten, die noch vor wenigen Generationen als Ausdruck der Dekadenz galten. Materieller Luxus trifft auf zu wenig Natur in Nahrung und Tagesablauf, auf zu wenig Besinnung und Entschleunigung und letztenendes auf rasant nachlassende Menschlichkeit. Eins kommt zum anderen und aus dem „Dolce Vita“ wird rasch ein weniger süßes Leben.
Hier gehen die derzeitigen Meinungen auseinander. Für folgende Erkrankungen und Symptome besteht zumindest der Verdacht, dass sie in engem, wenn nicht direkten Zusammenhang mit einem gestörten Mikrobiom stehen:
Glücklicherweise ist das für gewöhnlich gar nicht so schwierig und sollte praktischerweise z.B. gleich parallel zu oder zumindest gleich nach einer Antibiotikatherapie gemacht werden.
Das geschieht anhand einer einfachen Stuhlprobe. Diese Probe wird in einem hierauf spezialisierten Fachlabor – bei uns das Labor biovis in Limburg-Offheim – mit modernster Technik sequenziert und auf Grundlage stets aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse umfassend bewertet.